Sonntag, 1. Juni 2014

1976 Kilometer Nichts






Genau so viel gibt es auf dem Weg von Adelaide in South Australia nach Norseman, dem Tor zur Zivilisation in Western Australia (mit Duschen an der Tanke, yeah!) zu sehen. Na gut, die Bunda Cliffs sind schon sehr beeindruckend und die Nullarbor Plain ist  auf eine langweilige Art und Weise doch irgendwie spektakulär (hier befindet sich die längste gerade Straße Australiens, sozusagen 146 Kilometer pure Spannung!), aber insgesamt ist da eigentlich nur Straße und Wüste und ca. 24 Stunden reine Fahrtzeit wenn man – so wie wir – mit backpackermäßigen 80 Km/h unterwegs ist. Man muss ja Sprit sparen, vor allem bei den Preisen hier Mitten im Nirgendwo:



5 Tage lang bestand unser (meine 4 werten Reisebegleiter habe ich in Adelaide kennengelernt) Tagesprogramm aus Frühstück, Autofahren, Tanken, Autofahren, Schlafplatz suchen, Nudeln mit Tomatensoße, Thunfisch und Mais kochen und Kartenspielen. Ich habe also im Auto sehr viel Zeit mit Nachdenken und Nichtstun verbracht, drei neue Kartenspiele gelernt (Shithead, Asshole und Schwimmen) und alle drei auch in schöner Regelmäßigkeit verloren (ich bin halt einfach kein Taktiker…) und trotz unspektakulärem Tagesablauf sehr viel Spaß mit meiner Roadtripgang (1 Kanadier und 3 Deutsche) gehabt.

 

Und obwohl die Drogenkonrolle (die hatten nichtmal Hunde, dafür aber ein Campfeuer in einer Pennertonne – not kidding!) und die Quarantändekontrolle  an der westaustralischen Grenze superunterhaltsam waren (Der Quarantänebeamte mit dem Popel im Gesicht wollte doch tatsächlich mein Bier beschlagnahmen. So ein Spaßvogel) waren wir glaube ich trotzdem alle ganz froh als wir endlich Esperance erreicht hatten und uns trotz Regen frohen Mutes zum Cape Le Grand Nationalpark aufmachten um „die schönsten Strände Australiens“ zu sehen. Hurra, endlich was anderes als Wüste!

Der Wettergott meinte es dann auch wirklich gut mit uns und bescherte uns Sonnenschein und Regenbögen. Und Kängurus! Obwohl, das war vielleicht der Kängurugott (oder der Tourifotogott). Aber wie auch immer:
Nachdem wir also sehr viel Luck an der Lucky Bay hatten (haha, superkreatives Wortspiel) gings weiter an die Hellfire Bay, die mindestens genauso schön ist (wenn auch ohne Regenbögen und ohne Kängurus):

 

Die nächsten Tage bestanden dann aus nicht mehr ganz so viel Fahren, dafür aber ganz viele Strände und Nationalparks angucken, von denen einer schöner ist als der andere. (Hier käme jetzt eine neiderregende Fotoflut, die ich euch erspare). Am liebsten mochte ich Fitzgerald River, aber die Brandung im Torndirrup ist auch nicht zu verachten und der Porongurup National Park wäre bestimmt auch supergeil, wenn man die richtige Tageszeit oder zumindest das richtige Wetter erwischt. Wir kamen leider bei Wolken eine Stunde vor Sonnenuntergang an. Naja, konnte man nix machen. Todesmutig und entschlossen sind Kevin (der Kanadier) und ich trotzdem im Eilmarsch die 2,2 Kilometer zum Gipfel des Castle Rock hochgestiefelt. Das war schon etwas anstrengend und etwas blöd war auch der Regen, der nach ein paar hundert Metern eingesetzt hat und noch viel blöder war, dass meine Brille dadurch ständig beschlagen war (jaja, Sehbehinderungen sind nicht witzig). Aber wir haben es geschafft und wurden mit einer grandiosen Aussicht belohnt. Nicht. Es war neblig und fast dunkel, aber wir fanden uns und Castle Rock trotzdem sehr geil weil wir so schnell waren und dem Wetter so tapfer getrotzt haben. Ist ja auch was. Und Kletteraction gab es da oben auch noch, mit Eisenstiegen im Felsen, die superschön kalt waren, und ganz viel Wind. Perfektes Bergsteigerwetter also.
Der „Abstieg“ war dann auch eher ein Wettlauf gegen die Dunkelheit (und den Regen), aber wir hatten ja – wie vom Ranger empfohlen – unsere Handys mit Taschenlampen dabei. Und Vorfreude auf die Nudeln, die auf uns warten würden. Also alles ganz easy. Nass und glücklich (und frierend) kamen wir dann auch sicher wieder unten an, aßen lecker lauwarme, wiederaufgewärmte Nudeln und prahlten mit unseren nicht existenten Panoramabildern.




Mittlerweile sind wir in Perth angekommen, haben schöne Trinkspiele gespielt, Geburtstag gefeiert, Geburtstagskuchen gebacken und gegessen, einen fiesen Hangovertag gehabt und heute sogar endlich gutes Wetter. Perfekt, um die Stadt zu erkunden. Yay, endlich ein bisschen Sightseeing! Bisher habe ich hier nämlich leider nur eine Tankstelle, einen Supermarkt, einen Autoteileladen (was auch sonst), einen Club, dessen Namen ich nicht mehr weiß, und ein Krankenhaus gesehen. Aber das ist eine andere Geschichte und keine Angst – ich war nur der fürsorgliche Fahrer und nicht der Patient ;) Schließlich kann ich, seit ich keinen Goon mehr trinke, mit Alkohol wunderbar umgehen und stoße mir beim Kotzen auf der Toilette nicht dreimal den Kopf am Klopapierrollenhalter :P (Alkohol generiert einfach immer die besten Geschichten).

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