Sonntag, 15. Juni 2014

Ein 300 Dollar Auto, Penispastageschichten und Schneewittchens böse Stiefmutter



Skyline von Perth

 Unsere Reisegruppe ist gewachsen. Ich habe nicht nur auf Gumtree einen sehr sympathischen Travelmate gefunden (Emily aus Frankreich - und ja Mama, ich übe jetzt ganz viel Vokabeln und lerne beim Fahren nebenbei mal fließend Französisch, das ist ganz easy und ich kann ja noch total viel von der Schule, ist ja erst 7 Jahre her und die 3 im Zeugnis sagt gar nichts über meine eigentlichen Kenntnisse aus), nein anscheinend sind wir auch so cool (oder Perth nach einem halben Jahr so langweilig) dass wir am Abend vor unserer geplanten Abreise noch drei Engländer überreden überzeugen konnten dass es eine ganz großartige Idee wäre, den abgeranzten Ford Falcon unseres tschechischen Dormmates zu kaufen. 300 Dollar seien schließlich ein Spottpreis (der Arme flog am nächsten Tag nach Hause und hätte das Auto ohne einen Käufer sonst verschrotten müssen) und überhaupt gäbe es ja nichts Besseres als einen Roadtrip mit uns. 

Überraschenderweise (selbst für uns klang das ja ein bisschen nach Schnapsidee) haben die drei die Karre dann am nächsten Tag dann wirklich gekauft - inklusive Unterschriftenfälschung auf dem Übergabe-/Anmeldeschein (einer der Jungs hat keinen Führerschein, der andere hat sein vorheriges Auto ohne Nummernschilder aktiv (und inoffiziell) in einer Seitenstraße Perths verschrottet – da blieb nur noch einer als offizieller Besitzer und der musste leider den ganzen Tag arbeiten). Aber wir sind ja in Australien, da ist das alles easy-going (und so schlecht sah die Unterschrift auch gar nicht aus, das merkt bestimmt niemand).

Leider war der vorherige Besitzer ein bisschen eklig und hat ein bisschen gemüffelt und anscheinend nie gelüftet (zumindest nie mit wiederhochgeklappten Rücksitzen) was uns eine zwar spaßige aber geruchlich eher unangenehme erste Fahrt zu Coles und Domino’s Pizza bescherte. Und einen nassen Arsch. Gut dass ich genau am Vortag Laundry Day hatte. Hmpf. Nichtsdestotrotz fuhr das Ding. Naja, zumindest am Anfang. Als die Jungs zwei Tage später nachkommen wollten (wir waren schon früher aufgebrochen – Hostels ziehen einem einfach zu viel Geld aus der Tasche und wer braucht schon mehr als ein Plumpsklo auf einer Rest Area ?) blieb der gute Hesky schon drei Kilometer nach dem Hostel liegen und verlangte nach einer neuen Radiator-Kappe. Hat er dann am nächsten Tag auch gekriegt sodass die Jungs uns kurz vorm Kalbarri Nationalpark noch einholten. Ich würde jetzt auch gerne beschreiben wie gut organisiert und perfekt geeignet die drei fürs Campen sind und wie well equipped sie mit Camping Ausrüstung sind, aber das wäre eine Lüge. Allerdings ist es auch schwer den Entertainment-Faktor in Worte zu fassen als sie das erste Mal ihr Zelt aufbauten (mit Gabeln als Heringen). Aber manche Dinge muss man eben einfach gesehen (und den Cockney Slang gehört) haben. Insgesamt kann man aber sagen dass wir sehr viel Spaß zusammen haben und sehr viel lachen (natürlich nie über jemanden, sowas würden wir nie tun. Wir machen auch keine Witze mehr über Emilys Penispastagschichte, schließlich war das nur Pasta in Form von Penissen und wir sind schließlich keine 12 mehr und lachen über sowas. Wir posieren auch nicht eindeutig zweideutig mit den Pinnacles und malen uns auch nicht derlei kindische Dinge auf die dreckigen Autoscheiben, nur dass das mal klargestellt ist.)


Apropos Dreck: hier ist alles dreckig. Nicht nur die Autos von den Dirt Roads (deren Befahrung meinem Autoliebhaberherz wirklich schwer zusetzt, arme Lola – aber sie hat sich bisher sehr gut geschlagen!), sondern auch wir. Komplett, von oben bis unten. Füße, Hände, Gesicht – nichts davon bleibt länger als 5 Sekunden sauber und ich glaube mittlerweile auch dass normale Seife den Dreck gar nicht mehr abkriegt, jedenfalls ist das Handtuch nach dem Abtrocknen (ja, manchmal gönnen wir uns auch ganz luxuriös kalte Duschen in öffentlichen Toiletten) irgendwie auch braun. Hmh. Ein Rätsel. Aber man gewöhnt sich an alles – ist bestimmt sogar gut für die Haut, quasi eine Wellness-Heilerde-Schlammpackung für umsonst.
Die Straße zu Nature’s Window im Kalbarri Nationalpark war auch eher grenzwertig (und lang). Über 20 Kilometer Hubbel und Staub – one way! Und danach auch noch Wind am Frühstücks-Picknicktisch, eine umgwehte Kaffeekanne und aus der Schüssel gewehtes Müsli. Aber die Loop Trail Wanderung entschädigte uns für alles, auch wenn sie gegen Ende ein bisschen anstrengend wurde (bei (gefühlten) 30 Grad durch Sand laufen macht nicht so viel Spaß). But we did it! Zur Belohnung gabs dann noch eine kalte (wirklich kalte) Stranddusche, Klippen und Wale (naja, einen zumindest). Alles in allem also ein großartiger Tag. 



Zwei Tage später wurde es dann noch ein bisschen großartiger: Delfine! Die kommen in Monkey Mia jeden morgen an den Strand, werden mit ein bisschen Fisch gefüttert und lassen sich fotografieren. Da fällt einem dann auch nichts mehr ein außer breit Grinsen und tausend Fotos schießen.


Dasselbe passiert auch wenn man das erste mal in Coral Bay Schnorcheln geht, mit der Ausnahme dass man nicht Grinsen kann weil man einen Schnorchel in der Fresse hat und auch das Fotografieren eher schwierig ist. Es sei denn man heißt Emily und hat eine Unterwasserkamera. (Ich such mir einfach immer die besten Reisepartner):
Die Unterwasserkamera war auch im Cape Range Nationalpark nützlich als wir am Turquoise Bay Schnorcheln waren wo die Korallen sogar noch ein bisschen spektakulärer (weil noch am Leben) und die Fische noch ein bisschen bunter waren:

Coral Bay

Turquoise Bay

Aber der Nationalpark bei Exmouth hat nicht nur geile Sandstrände mit Korallen, tausende Kängurus (die in der Dämmerung gerne mal blöd auf der Straße rumstehen) sondern auch ziemlich beeindruckende Schluchten. Wir durchwanderten die Mandu Mandu Gorge (und sahen sogar ein paar Black Tailed Rock Wallabies) und die (tausend mal schönere) Yardie Gorge:

 
Und den Sonnenuntergang haben wir auch gesehen, inklusive Vollmondaufgang – und das sogar an einem Freitag dem 13. Und trotzdem sind wir von einem Werwolf (oder Werdingo) Überfall verschont geblieben. Talk about Luck here. 




Nicht so viel Glück hatten wir allerdings mit der Dame auf dem Campingplatz auf dem wir einen Tag vorher übernachtet hatten weil wir keinen Platz mehr im Nationalpark bekommen hatten. Die hasste uns schon bevor sie mit uns geredet hatte, gab uns den schlechtesten Platz auf dem ganzen Campground und wollte am nächsten Tag, als wir nach dem Sonnenaufgang gucken bei ihr tankten, 10 Dollar (pro Person) für eine Dusche von uns, obwohl wir sehr freundlich nachfragten und insgesamt fast 200 Dollar für Sprit bei ihr ließen. Es sei schließlich schon sehr spät (18 Uhr…), wir hätten den ganzen Tag nur gespielt und sollten lieber mal unser Leben auf die Reihe kriegen. Um diese Zeit dusche man schließlich nicht (ähm, wann denn dann – mitten am Tag?). Und überhaupt sei sie froh dass sie nicht unsere Mutter wäre, die tue ihr nämlich wirklich leid. Ähm, hallo? Danach hätte ich gerne wieder das Benzin aus meinem Tank gepumpt und ihr zurückgegeben. Wie kann man denn so mit Menschen umgehen? Mal ganz abgesehen dass wir am Tag davor die unkompliziertesten, nettesten Camper überhaupt waren und um Punkt 9:59 Uhr die Camp Kitchen verlassen haben und ins Bett gegangen sind. Wir waren nicht laut, wir haben die Nachtruhe eingehalten und nichts auch nur ansatzweise kaputt oder dreckig gemacht. Sie hat mit uns mindestens 400 Dollar Umsatz gemacht und generell basiert ihr Job auf Menschen die Urlaub machen, also „Play all day“ haben. Blöde Kuh. Dann duschen wir halt nicht und sie verdient nichts, kann uns auch egal sein – schließlich waren wir mittags Schnorcheln, das ist ja auch ein bisschen wie duschen….


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