Dienstag, 4. März 2014

Schinkentourette und ein Marsch durch Mordor



Sechs Tage lang durfte ich letzte Woche in einem sehr duften Campervan mit dem sehr duften Herrn Vogt die Nordinsel Neuseelands bereisen. Das war sehr dufte und hat dazu geführt, dass ich auf jeden Fall nochmal herkommen will. Aber von Anfang:


25. Februar:

Wiedervereinigung mit dem Bodensee: Der werte Niclas holt mich in meinem königlichen Hostel pünktlich zur Mittagszeit in einer weißen Kutsche (na gut, einem reisefertig ausgestatteten Campervan) ab und wir starten Richtung Rotorua, um uns in der Nähe des Lake Karapiro mit zwei seiner Homies (Jana & David) zu treffen und entspannt zu campen. Und ganz viel Wodka mit Orange-Mango-Saft zu trinken. Und von Sandflies aufgefressen zu werden. Und um den Sternenhimmel zu bewundern. Ich mag campen! 


26. Februar:

Sehr gemütlich (und evtl. ein klein wenig verkatert) starten wir in den Tag und statten dem Waimangu Volcanic Valley einen Besuch ab. Hier riechen wir stinkende heiße Quellen (und sehen sie auch, und fotografieren sie natürlich auch), freuen und über Babyenten (Babyenten!) und müssen uns aufgrund akuter Trödelei (und weil das Valley sehr bürokratisch pünktlich um Punkt 5 schließt) beim Zurücklaufen dann sehr beeilen. 


Immerhin schaffen wir es noch, die berüchtigte Mördermuschelquelle zu erblicken und sind etwas enttäuscht ob des irreführenden Namens. (Sie sieht zwar aus wie eine Muschel und ist auch eine Quelle, aber woher zum Henker kommt das Mörder? Kommen etwa pünktlich um 5 Uhr die Mördermuscheln und attackieren alle Touristen, die es nicht rechtzeitig aus dem Valley schaffen? Man weiß es nicht).


An unserem Campingplatz bei Taupo angekommen hüpfen wir erst einmal in den vorbeifließenden Fluss und nehmen eine stilechte Camperdusche. Und dann geht’s weiter mit der zweiten Flasche Wodka. Und Bier. Und lecker Curry. Das Camperleben ist schön.

27. Februar:

Obwohl wir heute wirklich versuchen, früh aufzustehen, und es auch ganz gut schaffen, schaffen wir es durch ungeplante Trödelei (und weil die Fahrt zum Tongariro Nationalpark doch ein bisschen länger dauert und wir je einen Campervan an jedem Ende des Wanderweges parken müssen) erst um 12:30, den Aufbruch zum Tongariro Crossing. Die Wanderung ist auf der Infotafel mit 9 ½ Stunden angegeben, aber wir sind optimistisch und glauben, dass das maßlose Übertreibung ist. Wir packen trotzdem mal zur Not eine Taschenlampe ein.

 

Die erste Etappe bis zur Ketetahi Hut ist dann auch wirklich anstrengend, da es die ganze Zeit bergauf geht und wir alle aus dem letzten Loche pfeifen, weil das Frühstück schon so lange her ist. Nach 10 Minuten schnappatmendem auf dem Boden liegen bin ich dann aber doch in der Lage, mein Vesperbrot zu essen, und komme langsam wieder zu Kräften. Der Rest bis zum Gipfel geht dann, obwohl er durch Mordor führt, erstaunlich gut und problemlos (bis auf den letzten steilen Teil, der über losen Sand führt und ewig dauert, weil man nicht richtig voran kommt). Der Gipfel belohnt uns dann mit einem unglaublich geilen Blick über den Red Crater. 


 Unglücklicherweise rutsche ich dort oben auf einer Bananenschale aus, die ein unachtsamer italienischer Wanderer mit Schnurrbart auf dem fallen ließ. Glücklicherweise hat Niclas das aber auf einem Bild festhalten können. Zufälle gibt’s manchmal, eieiei… ;) (Man beachte auch mein unglaublich modisches Wanderoutfit)


 Ein bisschen Banane im Kopf machen wir uns dann stolz an den Abstieg und freuen uns, dass wir so spät dran sind (und dass wir die Wanderung von der anderen Seite als alle anderen gemacht haben, wo es mehr bergauf und weniger bergab geht) und den Weg eigentlich ganz für uns alleine haben.

Im Auto merke ich dann doch, dass die 6 Stunden wandern (von wegen 9 ½!) ganz schön anstrengend waren und verfalle in müde Grummeligkeit, aus der mich dann nur eine gute Mischung aus Bier, Doritos, Aspirin, Schokolade und Nudeln mit Tomatensoße herausholen können. Der Wodka wird diesmal vernünftigerweise ausgelassen.

 



28. Februar:

Leider müssen wir heute von David und Laura Abschied nehmen, die heute ihren Camper zurückgeben und ihren Flug nach Sydney erwischen müssen. Zum Trost gönnen wir uns in Taupo für $2,50 eine richtige Dusche und besichtigen ganz tourimäßig die Hukafalls, die in der Tat sehr hübsch sind:



Weiter geht’s dann Richtung Coromandel, was ein ganz schönes Gegurke ist. Beach-Time gibt’s dann auch nur noch eine halbe Stunde (in der wir fast von der plötzlich rasant ansteigenden Flut weggeschwemmt werden). Ein wenig unproduktiv. Den Campingplatz im Karangahake Gorge müssen wir auch ein bisschen lange suchen und beim Abwasch fängt es dann auch noch an, zu regnen. Ein etwas unbefriedigender Tag. Aber hey, wenigstens müssen wir nicht im Zelt schlafen.


01. März:

Als trainierte Wandersfrau ist die 3-stündige Wanderung auf den Karangahake Mountain Summit ein sehr angenehmer Start in den Tag und strengt mich natürlich nicht mehr an als ein bisschen Yoga am Morgen. Und sie ist auch wirklich schön, durch Wald und Gebüsch und mit einem grandiosen Ausblick am Gipfel.






Bei der anschließenden Beach-Time in Whangamata werde ich leider immer noch nicht braun (ich glaube, ich werde genauso weiß von dieser Reise zurückkommen, wie ich aufgebrochen bin. Hmpf.), aber dafür ist es sehr entspannend. Gecampt wird dann ganz luxuriös auf dem DOC in Whangamata. Coromandel kann ja mit vielen geilen Dingen aufwarten, aber leider nicht mit kostenlosen Campingplätzen.



02. März:

Der Tag beginnt mit Rührei und setzt sich mit einem zweiten Frühstück im Colenso Country Café mit Carrot Cake und Cappuccino fort. Und Beach-Time am Hot Water Beach. So lässt es sich leben. Produktiv wie wir sind schaffen wir es danach auch noch, Richtung Auckland aufzubrechen damit wir (gut, eigentlich Niclas, ich darf ja nicht fahren weil ich noch so jung und knackig und noch nicht so alt und verbraucht bin wie er :P) am nächsten Morgen nicht so viel fahren müssen. In Kaiaua gibt es dann auch einen schönen kostenlosen Campingplatz mit schöner Abendaussicht:



Unglücklicherweise reicht unsere Gaskartusche nicht mehr für richtige Nudeln und so erfinden wir unfreiwillig ein neues Gourmetgericht: Rotwein-Balsamico-Gemüse mit Glasnudeln. Das schmeckt dann auch gar nicht so schlecht wie erwartet sondern ziemlich gut. Sollten wir vielleicht an Jamie Oliver verkaufen.



03. März:

Wehmütig nehme ich nach einem Müslifrühstück im Sonnenaufgang und einer kurzen Fahrt nach Auckland Abschied von unserem Camper und der viel zu kurzen Woche und kehre zurück in mein langweiliges Luxushostel* im langweiligen Auckland. Zum Trost beschließe ich, shoppen zu gehen und wandere die Queen Street, die Karangahape Road und die Ponsonby Street entlang. Am Ende mache ich sogar noch einen superguten Deal in einem T-Shirt-Laden und bekomme – weil meine Kreditkarte die Maschine einfriert – das hippe Jungdesigner-T-Shirt für 30 Dollar Cash statt 49,90. Das freut das Schwabenherz. Mit meinen restlichen 10 Cent Bargeld kann ich danach natürlich nicht mehr viel anfangen, aber auch das erfreut das Schwabenherz – gibt man schon nicht mehr unnötig Geld aus. 


* Ich habe heute übrigens von dem netten Menschen an der Rezeption erfahren, dass hier schon die Beatles, die Rolling Stones, Bob Marley und die Queen übernachtet haben. Also damals, als es noch ein richtiges Hotel war und kein Hostel. Ob das wirklich stimmt weiß ich natürlich nicht, aber die Vorstellung finde ich schon ziemlich geil und deshalb glaube ich dem netten Rezeptionsmenschen einfach mal.

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