Mittwoch, 14. Mai 2014

Arthur est un perroquet



Nach zwei Tagen großer Überforderung meiner Dorfkinder-Wenigkeit in Melbourne (so viele Menschen! Und so viel Verkehr!) habe ich entschlossen die Flucht ergriffen und bereue diese Entscheidung kein bisschen. Ziel war der hochgelobte Nationalpark „Wilsons Promontory“ und ich wurde nicht enttäuscht: schon nach den ersten paar Kilometern sehe ich einen Wombat am Wegesrand grasen und ein paar Emus über ein Feld watscheln /staksen/rennen (die bewegen sich schon komisch, diese Vögel) und bin selig. Der Tag kann nur gut werden. Und das tut er auch.




 Von der netten Visitor Information Frau in Tidal River bekomme ich die Wanderung auf den Mount Oberon empfohlen (da ich eine Trödeltante bin ist es für die langen Wanderungen leider schon zu spät – wird ja so früh dunkel hier) und mache mich auch gleich auf den Weg. Der Aufstieg ist ein bisschen anstrengend aber noch viel mehr langweilig. Dafür entschädigt der Ausblick am Ende aber mehr als genug:
 

Ja, dazu muss man gar nicht mehr viel sagen. Auf dem Rückweg hetze ich ein bisschen gegen die bereits einsetzende Dämmerung an, schaffe es aber noch für ein „Ich bin dagewesen und tue so, als wäre es warm genug zum Baden gewesen“-Touri-Foto am berühmten Squeaky Beach und tuckere dann in Oma-Geschwindigkeit zurück zum Parkeingang, wo sich mein (halblegaler) Campingspot befindet. Gott sei Dank überfahre ich keinen der flauschigen Parkbewohner die mir begegnen, allerdings klappt es dank der Dunkelheit auch nicht so richtig mit den Fotobeweisen. Aber ich sah Kängurus und weitere Wombats und freute mich wie blöd (mal sehen, wann das aufhört und ich total abgehärtet und unbeeindruckt gegenüber Australiens flauschiger Tierwelt bin).


Zurück an meinem Campingspot freunde ich mich mit einem Haufen Franzosen an, von denen zwei sogar aus Clermont-Ferrand kommen (ja genau, die Stadt aus dem Decouvertes-Französischbuch, die man nie wieder vergessen wird, genau wie den allerersten Satz (100 Punkte für alle sich-Erinnernden ;) und den in der Überschrift),verfalle dem Kartenspiel „Le six qui prend!“ (6 nimmt!) und packe gleich mal meine unglaublichen Zählskills auf Französisch aus. Klappt noch. Auch die hohen Zahlen. (Ich war nicht so gut in dem Spiel…)

Der Tag darauf ist leider ein Regentag und ich verlasse meinen Van nur für Pinkel- und Essenspausen zwischen zahlreichen Folgen Friends und dem spannenden Krimi „The Woods“. Muss ja auch mal sein, so ein Chillertag.

Der Wetterbericht für Sonntag verspricht dafür Sonnenschein und so breche ich nach einer glimpflichen Begegnung mit dem örtlichen Ranger („Das hier ist kein freier Campingspot. Wenn ihr nochmal hier übernachtet berechne ich euch diese und die letzte Nacht!“ Upsi…) gutgelaunt Richtung ‚Prom‘ auf um via Millers Landing das Vereker Lookout zu besteigen. Die Straße zum Startpunkt der Wanderung ist eine fiese Dirt Road, die meinen armen Van ordentlich durchschüttelt, aber dafür chillen am Wegesrand die Kängurus und ein paar aufgeschreckte Emus rennen durch die Gegend, das entschädigt mich doch gleich wieder.
 

Trotz anfänglicher Regentropfen beharre ich getreu dem Motto „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ auf meinem Plan und stiefele los. Nach ca. 20 Minuten wars das dann auch mit dem Regen und ich bekomme schönstes Fotowetter und erstarre in Anbetracht der Schönheit dieses Flecken Erdes.
Auf dem Weg hoch zum Vereker Lookout verrecke ich dann fast vor Anstrengung (na gut, eigentlich ging es, aber ich musste dieses schlechte Wortspiel einfach irgendwo einbauen) und begegne noch ein paar aufgeschreckten Kängurus. Hach ja, wandern ist doch was Schönes.




Auf dem Weg zurück nach Melbourne mache ich schließlich für die Nacht an einer Rest Area am Highway halt und klettere schnurstracks nach Hinten und schlummere selig, ohne das Licht auszumachen. Um 5 Uhr wache ich schließlich auf und blitzartig fällt mir ein, was ich vergessen habe. Scheiße. Aber hey, immerhin hab ich meinen Blog passend benannt. Und die Mitgliedschaft beim australischen ADAC hat sich auch gelohnt. Hachja.

Im Moment befinde ich mich übrigens auf der Great Ocean Road, aber dazu später mehr – muss ja alles seine Ordnung haben in den Einträgen.

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