Nach zwei Tagen großer Überforderung meiner
Dorfkinder-Wenigkeit in Melbourne (so viele Menschen! Und so viel Verkehr!)
habe ich entschlossen die Flucht ergriffen und bereue diese Entscheidung kein
bisschen. Ziel war der hochgelobte Nationalpark „Wilsons Promontory“ und ich
wurde nicht enttäuscht: schon nach den ersten paar Kilometern sehe ich einen
Wombat am Wegesrand grasen und ein paar Emus über ein Feld watscheln
/staksen/rennen (die bewegen sich schon komisch, diese Vögel) und bin selig.
Der Tag kann nur gut werden. Und das tut er auch.
Von der netten Visitor Information Frau in Tidal River
bekomme ich die Wanderung auf den Mount Oberon empfohlen (da ich eine
Trödeltante bin ist es für die langen Wanderungen leider schon zu spät – wird
ja so früh dunkel hier) und mache mich auch gleich auf den Weg. Der Aufstieg
ist ein bisschen anstrengend aber noch viel mehr langweilig. Dafür entschädigt
der Ausblick am Ende aber mehr als genug:
Ja, dazu muss man gar nicht mehr viel sagen. Auf dem Rückweg
hetze ich ein bisschen gegen die bereits einsetzende Dämmerung an, schaffe es
aber noch für ein „Ich bin dagewesen und tue so, als wäre es warm genug zum
Baden gewesen“-Touri-Foto am berühmten Squeaky Beach und tuckere dann in
Oma-Geschwindigkeit zurück zum Parkeingang, wo sich mein (halblegaler)
Campingspot befindet. Gott sei Dank überfahre ich keinen der flauschigen
Parkbewohner die mir begegnen, allerdings klappt es dank der Dunkelheit auch
nicht so richtig mit den Fotobeweisen. Aber ich sah Kängurus und weitere Wombats
und freute mich wie blöd (mal sehen, wann das aufhört und ich total abgehärtet
und unbeeindruckt gegenüber Australiens flauschiger Tierwelt bin).
Zurück an meinem Campingspot freunde ich mich mit einem
Haufen Franzosen an, von denen zwei sogar aus Clermont-Ferrand kommen (ja
genau, die Stadt aus dem Decouvertes-Französischbuch, die man nie wieder
vergessen wird, genau wie den allerersten Satz (100 Punkte für alle
sich-Erinnernden ;) und den in der Überschrift),verfalle dem Kartenspiel „Le
six qui prend!“ (6 nimmt!) und packe gleich mal meine unglaublichen Zählskills
auf Französisch aus. Klappt noch. Auch die hohen Zahlen. (Ich war nicht so gut
in dem Spiel…)
Der Tag darauf ist leider ein Regentag und ich verlasse
meinen Van nur für Pinkel- und Essenspausen zwischen zahlreichen Folgen Friends
und dem spannenden Krimi „The Woods“. Muss ja auch mal sein, so ein Chillertag.
Der Wetterbericht für Sonntag verspricht dafür Sonnenschein
und so breche ich nach einer glimpflichen Begegnung mit dem örtlichen Ranger
(„Das hier ist kein freier Campingspot. Wenn ihr nochmal hier übernachtet
berechne ich euch diese und die letzte Nacht!“ Upsi…) gutgelaunt Richtung
‚Prom‘ auf um via Millers Landing das Vereker Lookout zu besteigen. Die Straße
zum Startpunkt der Wanderung ist eine fiese Dirt Road, die meinen armen Van
ordentlich durchschüttelt, aber dafür chillen am Wegesrand die Kängurus und ein
paar aufgeschreckte Emus rennen durch die Gegend, das entschädigt mich doch
gleich wieder.
Trotz anfänglicher Regentropfen beharre ich getreu dem Motto
„Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung“ auf meinem Plan und
stiefele los. Nach ca. 20 Minuten wars das dann auch mit dem Regen und ich
bekomme schönstes Fotowetter und erstarre in Anbetracht der Schönheit dieses
Flecken Erdes.
Auf dem Weg hoch zum Vereker Lookout verrecke ich dann fast
vor Anstrengung (na gut, eigentlich ging es, aber ich musste dieses schlechte
Wortspiel einfach irgendwo einbauen) und begegne noch ein paar aufgeschreckten
Kängurus. Hach ja, wandern ist doch was Schönes.
Auf dem Weg zurück nach Melbourne mache ich schließlich für
die Nacht an einer Rest Area am Highway halt und klettere schnurstracks nach
Hinten und schlummere selig, ohne das Licht auszumachen. Um 5 Uhr wache ich
schließlich auf und blitzartig fällt mir ein, was ich vergessen habe. Scheiße. Aber
hey, immerhin hab ich meinen Blog passend benannt. Und die Mitgliedschaft beim
australischen ADAC hat sich auch gelohnt. Hachja.
Im Moment befinde ich mich übrigens auf der Great Ocean
Road, aber dazu später mehr – muss ja alles seine Ordnung haben in den
Einträgen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen