Dienstag, 25. März 2014

Gold Coast, Regen und Regen



Der Plan war, ein paar schöne Tage in der Sonne am Strand zu verbringen. Ja, das wäre schön gewesen… Stattdessen bekomme ich Wolken und schlechtes Wetter in Surfers Paradise, worüber mich auch eine gewonnene Runde Beer Pong und freier Eintritt in einen Club nicht hinwegtrösten können. Am nächsten Tag beschließe ich, weiterzufahren und werde in meiner Entscheidung auch sehr bestärkt als es zwei Sekunden, nachdem ich im Auto sitze, anfängt aus Kübeln zu gießen.

 
Trotzdem fahre ich wie vorher beschlossen zur Natural Bridge und kann dort sogar ein paar Bilder schießen, bevor auch dort ein fetter Platzregen losgeht. Völlig durchnässt komme ich nach dem kurzen Rundweg an meinem Van an und fahre zu meiner angedachten Übernachtungs-Rest Area.


Die ganze Nacht regnet es, und zwar so richtig. Als es kurz aufhört, sprinte ich zu den Toiletten und freue mich über den Anblick, der sich mir da bietet. Ich bin ja immer auf der Hut, wenn ich einen Plumpsklodeckel öffne – meistens kommen ein paar Fliegen raus, vor denen man sich ducken muss. Aber dass dicke graue Maden die Klowand hochgekrochen kommen war auch für mich neu. Uargh. Ganz schön eklig… Im Ernst. Aber gut, was soll man machen? Maden pinkle ich auch ungeniert auf den Kopf, da hab ich keinen Respekt wie vor Fröschen, die können mich mal, echt. Eklige Kackviecher. Ich beschließe, mich nun mit Absicht zu dehydrieren um hier nicht mehr aufs Klo zu müssen. Aber war ja schon 23 Uhr, da geht das schon.
Am nächsten Morgen beschließt Lotta, mal wieder nicht anzuspringen. Ach, was ganz neues. Wahrscheinlich ist sie beleidigt, weil sie die ganze Zeit im Regen stehen musste. Hilfsbereite Mitcamper versuchen, eine Lösung zu finden, können aber auch nicht mehr machen als ratlos unter die Motorhaube zu gucken und an allem mal ein bisschen zu rütteln und WD(?)-Spray auf alles zu srpühen und zu hoffen, dass das die Feuchtigkeit absorbiert, die eventuell das Problem sein könnte. Funktioniert alles nicht. War ja klar. Man rät mir, in den RAC (australischer ADAC) einzutreten und Hilfe zu rufen. Und ein nettes älteres Ehepaar gibt mir indessen auch noch Tipps, wo ich in Australien überall hinfahren muss. Wirklich nett, die Australier.
Zu meiner großen Freude beschließt Lotta, direkt nachdem ich über mobiles Internet in den RAC eingetreten bin, doch anzuspringen. Hat die Drohung wohl schon gereicht. Über zwei Stunden später als geplant gondeln wir dann doch noch nach Coolangatta, wo – Überraschung – natürlich auch schlechtes Wetter ist. Ich verschiebe mein Surfvorhaben also auf unbestimmte Zeit. Aber immerhin bin ich jetzt RAC Mitglied. Und weiß, dass die 250 Dollar für das Abschleppen in Crows Nest nicht umsonst waren, weil ich – anders als die Mechaniker es angenommen haben – nicht einfach nur zu blöd war, den Immobiliser richtig zu entsperren. (Die gute Lotta sprang nämlich in der Werkstatt in Toowoomba an wie ein junges Reh und man hielt mich für sehr blöd, dass ich mich habe abschleppen lassen. Mittlerweile glaube ich also, dass es am Regenwetter lag und ich ihr nach jedem Regenguss in der Nacht einfach ein paar Stunden Zeit zum erholen geben muss… Oh, wie ich mich auf weitere Regennächte freue! Lotta, du zuverlässigstes Auto aller Zeiten!)


Sonntag, 23. März 2014

Nobby, Tamborine Mountain & Lamington National Park



Nachdem die gute Lotta nach 2 1/2 Tagen beim Mechaniker endlich wieder flott war startete ich Richtung Lamington Nationalpark. Da ich etwas spät dran war (wie immer eigentlich) und Queensland sich ja beharrlich weigert, eine Sommerzeit einzuführen, übernachtete ich unweit von Toowoomba in Nobby. Da durfte man umsonst stehen, mit superschöner Aussicht auf eine Truck-Wiegestation, inklusive kostenloser Staubwolken. Aber hey, es war umsonst und immerhin gab es nebendran richtige Klos. Mit Wasser!
Meine Freude darüber hielt bis zum nächtlichen Klogang an, als mir aus der Schüssel der Frauentoilette ein Frosch entgegenblickte. Yeah. Da ich ihm ungern auf den Kopf pinkeln und mir auch nicht ausmalen wollte, was dann wohl passieren würde, versuchte ich es auf dem Männerklo und traf dort freudigerweise nur am Eingang einen Frosch an, der mich zwar mit großen Augen anblickte, sich aber Gott sei Dank die ganze Zeit nicht bewegte. War das auch überstanden. Yay.
Am nächsten Tag stand Tamborine Mountain auf dem Programm, wo ich mir die Cedar Creek Falls anschaute und einen ziemlich schönen Aussichtspunkt fand.

 
Die Fahrt am nächsten Tag zum Lamington Nationalpark stellte sich als endlose Odyssee heraus, denn die Straße auf den Berg ist unglaublich lang, kurvig, meistens nur einspurig und wird im Moment auch noch von zahlreichen Baustellen gesäumt. Und Lotta ist ja eh nicht die Schnellste, vor allem bergauf und weil mein ganzer Kladderadatsch (ein schönes Wort!) bei jeder zu schnell genommenen Kurve durch die Gegend fliegt… Aber irgendwann waren wir auch oben und brachen auch gleich zur ersten kurzen Wanderung auf – trotz Regen, weil „es gibt ja kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“.
Ca. 3 Stunden dauerte der Walk durch den Box Forest und war irgendwie ein bisschen langweilig. Wald halt. Ist ja ganz nett, aber sieht auch alles ungefähr gleich aus. So ungefähr:


Für den nächsten Tag hatte ich mir eine etwas größere Strecke vorgenommen. Eigentlich wollte ich den kompletten Albert River Circuit machen, 22 Km lang, aber arschnasige Spinnen machten mir einen Strich durch die Rechnung. Nach der ersten Abzweigung des Circuits vom Border Track musste ich leider feststellen, dass alle paar Zentimeter irgendeine blöde Spinne ihre Fäden über den Weg spannen musste. Das war zwar mehr nervig als eklig, weil es nur kleine Spinnen waren, aber trotzdem nicht so geil. Ich kehrte also um und nahm die nächste Abzweigung in die andere Richtung, um wenigstens bis zum ersten Lookout zu kommen. Das ging am Anfang auch noch einigermaßen, aber nach ca. 10 Minuten gabs die gleiche Situation wie vorher: überall fucking Spinnennetze, die einem dann beim Laufen im Gesicht kleben. Aber ich wollte nicht schon wieder umkehren und es wenigstens zum ersten Aussichtspunkt schaffen. Tschakka! Das wäre doch gelacht, wenn mich ein paar Spinnweben aufhalten würden. Nach 2 sehr knapp vermiedenen Frontalkollisionen mit  bewohnten Netzen muss ich dann aber doch etwas drstischere Maßnahmen ergreifen. Ich lege mir einen Spiderstick zu, mit dem ich wie eine Bekloppte bei jedem Schrit vor mir auf und ab wedele um mir den Weg freizumachen. Das reduziert zwar den Gesichtskontakt mit den Spinnenweben deutlich, aber ich sehe aus wie ein Idiot und es ist auch mit der Zeit ziemlich anstrengend. Gut, dass mir auf dem ganzen Albert River Weg kein anderer Wanderer begegnet und mich so niemand sehen kann. Nach einer endlos erscheinenden Weile, in der ich anfange, den Regenwald ziemlich scheiße zu finden, komme ich dann endlich am Coomin Lookout an. Hurra!

Aber weil der Regenwald doof ist und nass und man sich nirgends hinsetzen kann muss ich meine geplante Lunchpause ausfallen lassen und den Rückweg antreten. Der ist noch viel nerviger, weil er mir noch viel länger vorkommt und die kackblöden Spinnen auch schon wieder genug Zeit hatten, den Wanderweg (eher mini Trampelpfad) in Beschlag zu nehmen. Als ich dann auch noch ausrutsche, als ich über einen Baumstamm steigen muss, der auf dem Weg liegt, ist meine Laune auf dem Tiefpunkt und ich frage mich, was zur Hölle ich hier eigentlich mache. Menschen gehören nicht in den Regenwald. Zurück auf dem etwas höher frequentierten, breiteren und spinnenfreien Border Track beschließe ich, noch ein bisschen weiterzugehen um a) meine geplanten 20 Km zu erfüllen und b) noch irgendetwas zu sehen, damit der Tag nicht ganz so kacke war. Ich laufe also bis zum Tooloona Lookout, das ganz schön ist und immerhin einen trockenen Stein für eine Lunchpause aufweist. Hurra! Auf dem Rückweg versaue ich mir in den Matschgruben auf dem Weg auch noch meinen zweiten Schuh (ich habe jetzt braune statt schwarze Vans) und finde den Regenwald immer noch doof. Jetzt erst recht. Und anstrengend ist Wandern auch. Und der Rückweg ist endlos. Warum hab ich die europäische Zivilisation nochmal genau verlassen?


Zurück auf dem Campground werde ich dafür aber mehr als entschädigt. Es ist nämlich Sonntag und die ganzen Familienhorden sind bereits abgereist. So trauen sich auch die Wallabies wieder aus ihren Verstecken und grasen seelenruhig am Wegesrand und lassen sich fotografieren. Mei, sind die süß!

 
Und die arschnasigen Turkeys sind auch mit von der Partie. (Wenn die im Crows Nest Nationalpark furchtlos waren, dann sind die im Lamington Nationalpark einfach nur frech. Nicht mal die Mülltüte ist vor ihnen sicher wenn man mal zwei Sekunden nicht aufpasst. Und wenn man dann mit einem Messer in der Hand auf sie zurennt und sie verscheuchen will, laufen sie auch nur ganz unbeeindruckt einen halben Meter weiter und kommen dann zurück. Nervige Arschgeigen. Kein Respekt vor der Nahrungskette. Am liebsten hätte ich tatsächlich einen zum Abendessen verspeist, das hätten sie wirklich verdient! Ich wünsche mir fast wieder die zwei kleinen Jungs vom Frühstück zurück, die um 6:30 laut johlend mit Stücken auf Truthahnjagd gegangen und mich geweckt haben…)

Mittwoch, 19. März 2014

A Whole Lotta Issues



Oh Lotta, oh Lotta… Irgendwie scheinst du mir kein Glück zu bringen…
Nachdem  die erste Nacht in meinem kuscheligen Van sehr gemütlich war und ich wie ein Murmeltier geschlafen habe, werde ich nach meiner zweiten unfreiwilligen Nacht in Brisbane am Riverside Drive (so einen Van zu putzen, mit Equipment auszustatten und neu bereifen zu lassen frisst doch mehr Zeit als vermutet) unsanft um halb 7 vom City Council geweckt. Oh hätte ich mich doch nur totgestellt. Denn obwohl hier unzählige andere Backpacker stehen, der Spot in meiner WikiCamps-App eingetragen ist und laut Kommentatoren von der Polizei toleriert wird, ist das Übernachten im Auto hier wohl doch verboten. Und weil wir hier in Australien sind, dem Naziland der Strafen, kostet mich der Spaß 550 Dollar. Richtig gelesen. 550. Was zur..!?! So hab ich mir den Start meines Campingtrips nicht vorgestellt. Scheißstadt. Ich wollte doch keine Nervenzusammenbrüche mehr, verdammt! Die anderen Backpacker der Reihe sind auch alles andere als amused und ziemlich ratlos, vor allem weil die Strafe eben nicht pro Fahrzeug, sondern pro Person  verteilt wird. Fuck hoch drei. Und keiner ist sich so recht sicher, ob man das denn nun bezahlen muss oder nicht, weil es ja nur das City Council ist und nicht die Polizei. Und weil die Beamten selbst zu mir meinten, ich könnte ja Einspruch einlegen und mir sogar die Adresse auf der Rückseite gezeigt haben, an die ich die Beschwerde schicken muss. Mein Tag ist jedenfalls so oder so erstmal gelaufen. Pimmelkacke ey. Aber gut, jetzt war das Kind auch schon in den Brunnen gefallen und ich hoffe bis jetzt immer noch das Beste – vielleicht hat die Beschwerde ja Erfolg. So schnell sieht das Brisbane City Council jedenfalls erstmal kein Geld von mir!
Frustriert verlasse ich die Stadt nach einer kostenlosen kalten Dusche am City Beach (am liebsten würde ich ja für 550 Dollar Wasser verduschen und finde auch, dass bei den Einnahmen ruhig auch kostenlose warme Duschen zur Verfügung stehen könnten) so schnell es geht – mit einem kleinen Zwischenstop auf dem Mount Cooth-Tha, um mir Brisbane nochmal aus sicherer Entfernung ein wahrscheinlich letztes Mal anzugucken. Auf Nimmerwiedersehen, du Arschlochstadt, du!


Ich steuere erstmal Ipswich an und bekomme dort in der Visitor Information den Tipp, zum Crows Nest Nationalpark zu fahren, weil man da günstig campen und auch ein bisschen wanderkönnte. Gesagt, getan. Leider schaffe ich es nicht nach Crows Nest. 40 Minuten vor dem Ziel kann auch laute Musik die seltsamen Geräusche nicht mehr übertönen, die Lotta macht und meine vorherige Hoffnung, dass sie von den Bauarbeiten an der Straße kommen wird von einer steigenden Motortemperaturanzeigenadel brutal zunichte gemacht. Kacke. Ich halte also an der nächsten Rest Area und sehe mir das Elend aus der Nähe an: die beunruhigenden Geräusche rühren nämlich daher, dass irgendwo Kühlwasser rausblubbert, das in seinem Tank wiederum selbst ordentlich und beunruhigend vor sich hinblubbert. Kacke. Weiterfahren scheint erstmal keine gute Idee zu sein, vor allem weil es hier schon so früh dunkel wird – nämlich um Punkt halb 7 (Verrückte andere Seite der Welt. Ich lobe mir an dieser Stelle die deutsche Sommerzeit!) – und ich nicht gerne im Dunkeln irgendwo im Wald stehenbleiben möchte. Oh man, was ist das denn bitte für ein verdammter Kacktag? Australien scheint mich sehr zu hassen. Oder ich habe irgendwie mein Kharma versaut.
Gut, bleibe ich eben hier. Auf der Ravensbourne Rest Area ist immerhin 20 Stunden Anhalten erlaubt, auch über Nacht (ich will ja nicht schon wieder ein Knöllchen kriegen, haha. Galgenhumor). Und Toiletten gibt es auch. Hurra, hab ich ein Glück! Als ich mich mit ein paar Nudeln und Tomaten-Gemüsesoße trösten will setze ich dann erstmal  - ganz nach dem bisherigen Tagesverlauf - bei meinem ersten dilletantischen Wechselversuch einer Gaskartusche kurz den Kocher in Flammen, was mich vor Schreck kurz sehr unmännlich Aufschreien lässt. Aber danach sehe ich immerhin, was ich falsch gemacht habe und es war glücklicherweise nur eine kurze Flamme und die ist erst ausgebrochen als die Kartusche schon wieder raus war. Also keine Panik, Mama - Es bestand vermutlich keinerlei Explosionsgefahr. Aber für alle anderen unwissenden Camper: Der Nupsi muss in das Loch da am Ring oben! ;) Jaja. Am Ende kriege ich doch noch meine Nudeln und werde gut von irgendwelchen Viechern verstochen, die ich nichtmal sehe, dafür aber nachts nicht von einem Axtmöder heimgesucht. Halleluja, immerhin etwas Gutes!
Am nächsten Morgen entdecke ich, dass australische Spinnen springen können und dies auch gerne tun. Zum Glück war es nur ein kleines, vermutlich ungiftiges Exemplar. Halleluja. Ich schaffe es auch ohne weiteres blubberndes Kühlwasser zum Crows Nest Nationalpark und lerne meine erste Lektion: wenn man Warane über den Campingplatz watscheln sieht sollte man sie sofort fotografieren, denn sie gehören nicht zum Inventar und kommen nicht wieder. Mist. Die Truthahne (Truthähne?) dafür schon, und zwar mehrmals täglich und ohne geringste Furcht:

 
Und weil mir so schnell langweilig wird beschließe ich, mittags noch ein bisschen zu „wandern“. Blöderweise ist es ziemlich heiß und blöderweise haben wir Ende des Sommers. Das heißt, dass die Crows Nest Falls ausgetrocknet sind und auch der Koonya Pool quasi nicht existiert.

Zu meiner Aufmunterung ist aber wenigstens der Bottlebrush Pool mit Wasser gefüllt und die mit über 4 Stunden angegebene „Wanderung“ zum Koonin Lookout dauert insgesamt mit vielen Pausen ca. 1 ½. Mehr hätte ich bei fast 40 Grad auch nicht geschafft, da ich konstant transpiriere. Wenigstens funktioniert meine Wasserpumpe noch. Äh ja.




Zurück am Campingplatz habe ich einen erneuten sehr heftigen Streit mit einer zickigen Spinne, die während meiner „Wanderung“ meinen Campingstuhl (auch noch den guten!) besetzt hat und jetzt nicht mehr hergeben will. Fieses Miststück. Zum Glück ist auch dieses Exemplar klein und vermutlich ungiftig. Aber es kann auch springen. Hmpf.
Danach lerne ich noch, was ein Donkey ist (ja, wie das Tier, aber eben nicht das Tier) und wie eine „boil your own Water“-Shower funktioniert. Also eine „Dusche“, die aus einem Beutel besteht, in den man Wasser reinfüllt, das man vorher in einem Ofen aufgewärmt hat. Ich hätte ein Foto machen sollen. Aber nach einem schwitzigen Tag findet man alles toll, was auch nur Ansätze einer Dusche hat.
Der nächste Tag ist so heiß, dass ich schon im Sitzen beim Lesen schwitze. Ein netter Ranger gibt mir indessen die Adresse eines guten Mechanikers und rät mir, einfach noch einen Tag hier zu bleiben und nicht zu bezahlen, weil nach ihm eh kein Kontrolleur mehr kommen würde. 5,60$ gespart. Hurra. Da ahnt das Schwabenherz aufkeimendes Glück!

Und da hat sich das Schwabenherz zu früh gefreut. Der nächste Tag beginnt mit Regen und saurer Milch und einem Auto, das nicht mehr anspringen will. Hurra. Talk about Luck, wenn dir die Karre auf dem Weg zum Mechaniker verreckt. Mittlerweile habe ich aber schon so sehr resigniert, dass mich auch das nicht mehr aufregen kann. Ich bitte einen der wenigen Mitcamper (und den einzigen Mann auf dem Campground – Sexismusklischée!) um Starthilfe, aber das funktioniert auch nicht, da es nicht an einer toten Batterie zu liegen scheint. Großartig. Mit meinen verbliebenen 10% Handyakku rufe ich den Mechaniker an und bitte ihn um Rat/Hilfe. Diese schickt er mir dann glücklicherweise auch, und zwar in Form eines Abschleppwagens für ca. 150$. Während ich auf einen Rückruf warte, fällt dann das Handynetz aus. War ja klar. Zum Glück kommt der Abschleppdienst nach 1 ½ Stunden aber auch ohne Rückbestätigung und die gute Lotta wird aufgeladen und ich bekomme eine sehr teure Taxifahrt nach Toowoomba, während der ich mich mit dem Abschleppmann über Deutsche Schäferhunde unterhalte. Oh Boy.

 
Nach einem ganzen Tag beim Mechaniker ist die Gute dann immer noch nicht flott und ich packe notdürftig ein paar Sachen zusammen und begebe mich zum nächsten Campingplatz, wo ich 25 Dollar für ein Stück Rasen zum Zelt aufstellen bleche (was aber immer noch 50 Dollar billiger ist als das günstigste Hotelzimmer der Stadt – Hostels gibt es in Toowoomba nämlich nicht). Meinen Abend verbringe ich dann selig mit der ersten richtigen Dusche nach 5 Tagen und einer Handy-/Netbook-Aufladesession im Waschraum. Hier gibt’s wenigstens Licht und nicht allzuviele Mücken. Und coole Countrymusik aus dem Radio. Und sogar einen Stuhl! (mit ziemlich vielen Spinnenweben, aber nach notdürftiger Entfernung entscheide ich, dass es ganz alte Spinnenweben sein müssen). Es würde allerdings zu diesem Tag passen, hier im Waschraum an einem Spinnenbiss zu sterben. 

Und so sitze ich nun hier schon den zweiten Tag und hoffe, dass der dritte Tag nur Gutes bringt und die gute Lotta für nicht allzuviel Kohle tiptop repariert und roadtriptauglich gemacht wurde. Ich klopfe dreimal auf Holz und kreuze alle Finger, die ich habe. Langsam muss doch auch mal was gut gehen, oder? 

Manchmal wäre ich schon gerne daheim. In meinem gemütlichen Bett. In einem richtigen Zuhause. Mit einem funktionierenden Kühlschrank, unbegrenztem W-Lan, einer Butterbrezel in meiner linken und einem kalten Schwabenbräu in meiner rechten Hand. Achje…

Ich finde, es wird langsam echt Zeit, dass ich zum Trost wenigstens mal einen Koala zu Gesicht bekomme!

Freitag, 14. März 2014

A Whole Lotta Love



Darf ich vorstellen: mein neues Homegirl Lotta 


Den Namen hat sie noch von den Vorbesitzern, unsere Led Zeppelin – Roadtriphymne hat sie aber von mir verpasst gekriegt :) Bisher schlafe ich in ihr wie ein Baby und hab auch schon fleißig alles organisiert und verstaut und geputzt. Und  4 neue Schuhe hat sie auch gleich gekriegt - was Mädchen halt so brauchen, ne? (Sexismusklischees olé ;)

Mittwoch, 12. März 2014

Oh Brisbane, oh Brisbane…

…du machst es mir wirklich nicht leicht. Eigentlich bist du so schön, mit deiner unglaublichen Skyline und dem Fluss und den entspannten Menschen – und deinem City Beach inmitten der Stadt, was wirklich eine hammergeile Idee ist.



Aber die Campervansuche war wirklich nicht schön. Wie oft bin ich durch deine Straßen gelaufen, von einem Ende ans andere, nur um festzustellen dass der angebotene Van eine ziemlich abgefuckte, ziemlich dreckige Schrottkarre ist. Oder einfach viel zu groß. Oder eine abgelaufene Rego hat (und damit keine Versicherung gegen Personenschäden). Oder eine Registrierung in der falschen Provinz hat. Oder supertoll und schon fast mein und dann doch jemand anderem verkauft.
Ach Brisbane. Manchmal war ich wirklich verzweifelt. Obwohl du eine so schöne Stadt bist und man dich zu Recht als die am meisten unterschätzte Stadt Australiens bezeichnet.


Und oh, Bunk Hostel, ich weiß immer noch nicht ob ich dich liebe oder hasse. Du zogst mir so viel Geld aus der Tasche und gabst mir nichtmal Wifi. Oder eine anständige Matratze. Oder ein Bad ohne Ameisen. Aber kostenloses Frühstück und eine Bar im Hof und so viele nette, interessante Menschen. Und meine erste Erfahrung mit Goon (australischem Tetrapackwein), bei der ich auch nicht so ganz sicher bin, ob ich sie gut oder schlecht fand. Sie gab mir viel Spaß und Gelächter und lustige Tanzeinlagen, aber auch den schlimmsten Hangover ever, mit der fiesesten Übelkeit, die ich mir nur vorstellen konnte.
Oh Brisbane, oh Brisbane – ich hatte meine guten und meine schlechten Momente mit dir und bin gespannt, was mein weiterer Weg mir bringen wird. Denn nun sieht es so aus, als könnte ich dir mit meinem neuen Homegirl Lotta (einem 1997 Mitsubishi Starwagon) nun endlich(?) den Rücken kehren. Vielleicht sehen wir uns ja wieder, wer weiß? Und vielleicht bringst du mir dann nur Glück und keine Nervenzusammenbrüche… Ich hoffe das Beste für uns, denn Brisbane - du hast definitiv Potential!

Dienstag, 4. März 2014

Schinkentourette und ein Marsch durch Mordor



Sechs Tage lang durfte ich letzte Woche in einem sehr duften Campervan mit dem sehr duften Herrn Vogt die Nordinsel Neuseelands bereisen. Das war sehr dufte und hat dazu geführt, dass ich auf jeden Fall nochmal herkommen will. Aber von Anfang:


25. Februar:

Wiedervereinigung mit dem Bodensee: Der werte Niclas holt mich in meinem königlichen Hostel pünktlich zur Mittagszeit in einer weißen Kutsche (na gut, einem reisefertig ausgestatteten Campervan) ab und wir starten Richtung Rotorua, um uns in der Nähe des Lake Karapiro mit zwei seiner Homies (Jana & David) zu treffen und entspannt zu campen. Und ganz viel Wodka mit Orange-Mango-Saft zu trinken. Und von Sandflies aufgefressen zu werden. Und um den Sternenhimmel zu bewundern. Ich mag campen! 


26. Februar:

Sehr gemütlich (und evtl. ein klein wenig verkatert) starten wir in den Tag und statten dem Waimangu Volcanic Valley einen Besuch ab. Hier riechen wir stinkende heiße Quellen (und sehen sie auch, und fotografieren sie natürlich auch), freuen und über Babyenten (Babyenten!) und müssen uns aufgrund akuter Trödelei (und weil das Valley sehr bürokratisch pünktlich um Punkt 5 schließt) beim Zurücklaufen dann sehr beeilen. 


Immerhin schaffen wir es noch, die berüchtigte Mördermuschelquelle zu erblicken und sind etwas enttäuscht ob des irreführenden Namens. (Sie sieht zwar aus wie eine Muschel und ist auch eine Quelle, aber woher zum Henker kommt das Mörder? Kommen etwa pünktlich um 5 Uhr die Mördermuscheln und attackieren alle Touristen, die es nicht rechtzeitig aus dem Valley schaffen? Man weiß es nicht).


An unserem Campingplatz bei Taupo angekommen hüpfen wir erst einmal in den vorbeifließenden Fluss und nehmen eine stilechte Camperdusche. Und dann geht’s weiter mit der zweiten Flasche Wodka. Und Bier. Und lecker Curry. Das Camperleben ist schön.

27. Februar:

Obwohl wir heute wirklich versuchen, früh aufzustehen, und es auch ganz gut schaffen, schaffen wir es durch ungeplante Trödelei (und weil die Fahrt zum Tongariro Nationalpark doch ein bisschen länger dauert und wir je einen Campervan an jedem Ende des Wanderweges parken müssen) erst um 12:30, den Aufbruch zum Tongariro Crossing. Die Wanderung ist auf der Infotafel mit 9 ½ Stunden angegeben, aber wir sind optimistisch und glauben, dass das maßlose Übertreibung ist. Wir packen trotzdem mal zur Not eine Taschenlampe ein.

 

Die erste Etappe bis zur Ketetahi Hut ist dann auch wirklich anstrengend, da es die ganze Zeit bergauf geht und wir alle aus dem letzten Loche pfeifen, weil das Frühstück schon so lange her ist. Nach 10 Minuten schnappatmendem auf dem Boden liegen bin ich dann aber doch in der Lage, mein Vesperbrot zu essen, und komme langsam wieder zu Kräften. Der Rest bis zum Gipfel geht dann, obwohl er durch Mordor führt, erstaunlich gut und problemlos (bis auf den letzten steilen Teil, der über losen Sand führt und ewig dauert, weil man nicht richtig voran kommt). Der Gipfel belohnt uns dann mit einem unglaublich geilen Blick über den Red Crater. 


 Unglücklicherweise rutsche ich dort oben auf einer Bananenschale aus, die ein unachtsamer italienischer Wanderer mit Schnurrbart auf dem fallen ließ. Glücklicherweise hat Niclas das aber auf einem Bild festhalten können. Zufälle gibt’s manchmal, eieiei… ;) (Man beachte auch mein unglaublich modisches Wanderoutfit)


 Ein bisschen Banane im Kopf machen wir uns dann stolz an den Abstieg und freuen uns, dass wir so spät dran sind (und dass wir die Wanderung von der anderen Seite als alle anderen gemacht haben, wo es mehr bergauf und weniger bergab geht) und den Weg eigentlich ganz für uns alleine haben.

Im Auto merke ich dann doch, dass die 6 Stunden wandern (von wegen 9 ½!) ganz schön anstrengend waren und verfalle in müde Grummeligkeit, aus der mich dann nur eine gute Mischung aus Bier, Doritos, Aspirin, Schokolade und Nudeln mit Tomatensoße herausholen können. Der Wodka wird diesmal vernünftigerweise ausgelassen.

 



28. Februar:

Leider müssen wir heute von David und Laura Abschied nehmen, die heute ihren Camper zurückgeben und ihren Flug nach Sydney erwischen müssen. Zum Trost gönnen wir uns in Taupo für $2,50 eine richtige Dusche und besichtigen ganz tourimäßig die Hukafalls, die in der Tat sehr hübsch sind:



Weiter geht’s dann Richtung Coromandel, was ein ganz schönes Gegurke ist. Beach-Time gibt’s dann auch nur noch eine halbe Stunde (in der wir fast von der plötzlich rasant ansteigenden Flut weggeschwemmt werden). Ein wenig unproduktiv. Den Campingplatz im Karangahake Gorge müssen wir auch ein bisschen lange suchen und beim Abwasch fängt es dann auch noch an, zu regnen. Ein etwas unbefriedigender Tag. Aber hey, wenigstens müssen wir nicht im Zelt schlafen.


01. März:

Als trainierte Wandersfrau ist die 3-stündige Wanderung auf den Karangahake Mountain Summit ein sehr angenehmer Start in den Tag und strengt mich natürlich nicht mehr an als ein bisschen Yoga am Morgen. Und sie ist auch wirklich schön, durch Wald und Gebüsch und mit einem grandiosen Ausblick am Gipfel.






Bei der anschließenden Beach-Time in Whangamata werde ich leider immer noch nicht braun (ich glaube, ich werde genauso weiß von dieser Reise zurückkommen, wie ich aufgebrochen bin. Hmpf.), aber dafür ist es sehr entspannend. Gecampt wird dann ganz luxuriös auf dem DOC in Whangamata. Coromandel kann ja mit vielen geilen Dingen aufwarten, aber leider nicht mit kostenlosen Campingplätzen.



02. März:

Der Tag beginnt mit Rührei und setzt sich mit einem zweiten Frühstück im Colenso Country Café mit Carrot Cake und Cappuccino fort. Und Beach-Time am Hot Water Beach. So lässt es sich leben. Produktiv wie wir sind schaffen wir es danach auch noch, Richtung Auckland aufzubrechen damit wir (gut, eigentlich Niclas, ich darf ja nicht fahren weil ich noch so jung und knackig und noch nicht so alt und verbraucht bin wie er :P) am nächsten Morgen nicht so viel fahren müssen. In Kaiaua gibt es dann auch einen schönen kostenlosen Campingplatz mit schöner Abendaussicht:



Unglücklicherweise reicht unsere Gaskartusche nicht mehr für richtige Nudeln und so erfinden wir unfreiwillig ein neues Gourmetgericht: Rotwein-Balsamico-Gemüse mit Glasnudeln. Das schmeckt dann auch gar nicht so schlecht wie erwartet sondern ziemlich gut. Sollten wir vielleicht an Jamie Oliver verkaufen.



03. März:

Wehmütig nehme ich nach einem Müslifrühstück im Sonnenaufgang und einer kurzen Fahrt nach Auckland Abschied von unserem Camper und der viel zu kurzen Woche und kehre zurück in mein langweiliges Luxushostel* im langweiligen Auckland. Zum Trost beschließe ich, shoppen zu gehen und wandere die Queen Street, die Karangahape Road und die Ponsonby Street entlang. Am Ende mache ich sogar noch einen superguten Deal in einem T-Shirt-Laden und bekomme – weil meine Kreditkarte die Maschine einfriert – das hippe Jungdesigner-T-Shirt für 30 Dollar Cash statt 49,90. Das freut das Schwabenherz. Mit meinen restlichen 10 Cent Bargeld kann ich danach natürlich nicht mehr viel anfangen, aber auch das erfreut das Schwabenherz – gibt man schon nicht mehr unnötig Geld aus. 


* Ich habe heute übrigens von dem netten Menschen an der Rezeption erfahren, dass hier schon die Beatles, die Rolling Stones, Bob Marley und die Queen übernachtet haben. Also damals, als es noch ein richtiges Hotel war und kein Hostel. Ob das wirklich stimmt weiß ich natürlich nicht, aber die Vorstellung finde ich schon ziemlich geil und deshalb glaube ich dem netten Rezeptionsmenschen einfach mal.