Ich habe mich lange vor diesen Zeilen gedrückt. Keine Ahnung, wieso. Vielleicht, weil ich mit Ihnen auch endlich realisieren müsste, dass meine Zeit in Down Under nun endgültig vorüber ist.
Ich bin mittlerweile seit drei Wochen wieder in Deutschland und die letzten sieben Monate scheinen schon so unendlich weit weg. Ich sehe mir Fotos an und werde zurückgeworfen, doch obwohl es auf den Fotos genauso aussieht wie es damals aussah, so fühlt es sich doch nicht genauso an. Ich kann mich nicht zurückbekamen in die Momente, die ich dort erlebt habe. Alles was mir bleibt sind Fotos und Notizen und Erinnerungen. Und all die Entschlossenheit und Klarheit, die ich am anderen Ende der Welt gefühlt habe, war verschwunden sobald ich im Flugzeug nach Hause saß. Das fühlt sich seltsam an und irgendwie traurig, sagt man doch dass einen so eine Reise komplett verändert (und während man sie beschreitet glaubt man das sogar selbst). Aber man kommt nicht einfach als ein anderer Mensch zurück als der man weggegangen ist. Man ist immer noch derselbe. Und eigentlich hat sich nichts verändert.
Meine letzten drei Wochen in Australien verbrachte ich im Habitat HQ Hostel in St. Kilda. Es waren durchwachsene Tage, aber ich habe sie mit großartigen Menschen verbracht. Mit Büchern vor dem Kamin sitzend und der Jam-Session im Wohnzimmer zuhörend. Am Strand von St. Kilda entlangspazierend, Pinguine beobachtend und 7-Dollar-Käsekuchen-essend und Slam-spielend (*das großartigste Kartenspiel der Welt). Oft saß ich einfach nur im Wohnzimmer herum, schreibend, Kaffee trinkend, redend, lesend und ein bisschen zu viele TimTams essend (man muss ja genießen was man so schnell nicht wiederbekommen wird). Ich spazierte durch Melbournes Museen und war ein bisschen überfordert von den Menschenmassen im City Center. Und ich verkaufte meinen geliebten Campervan schon nach 4 Tagen statt befürchteten 3 Wochen für genausoviel Geld wie ich mir erhofft hatte. Talk about Luck here.
Ich lag aber auch ca. eine Woche lang krank im Bett, mit der fiesesten Grippe seit langem und langweilte mich fast zu Tode. Ich traute mich nicht auf die Karaoke-Bühne, obwohl ich eigentlich wirklich gerne singe (aber vermutlich eben auch wirklich schlecht). Ich führte kein wildes Party-Leben und trank erstaunlich wenig Alkohol (was hauptsächlich der Grippe geschuldet ist, aber auch dem gegen Ende hin sehr überstrapazierten Reisebudget). Ich verkroch mich ein bisschen zu oft in mir selbst und lächelte Menschen nur unsicher an, statt mit ihnen zu reden. Ich war immer noch ein bisschen zu sehr ich selbst. Ich hätte noch ein bisschen mehr Zeit gebraucht, hier in Australien.
Worauf ich hinaus will: Ich habe in den letzten Wochen - auch wenn es auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht - viel erlebt und gelernt, über mich selbst und die Welt und über andere. Übers Reisen und aus sich herauskommen (auch wenn ich das immer noch nicht in jeder Situation schaffe, aber vielleicht muss ich das auch gar nicht wollen). Ich habe sogar gelernt, ohne FlipFlops zu duschen und auf Hostelfußböden barfuß zu laufen (Hygieneneurose says hello). Ich bin ein bisschen über mich hinausgewachsen.
Den Bus zum Flughafen bestieg ich schließlich innerlich mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freute mich auf zuhause, meine Familie und meine Freunde, mein eigenes Bett und mein eigenes Zimmer, das ich nicht mit 7 anderen Menschen teilen muss. Aber ich werde auch das Backpackerleben vermissen, die Unbequemlichkeit und die offenen Herzen, die Überraschungen und die Hindernisse und vor allem: die Menschen, denen man auf seinem Weg begegnet. Und für mich gilt an dieser Stelle was meine gute Freundin Olha immer sagt:
„There is a reason for everyone you meet. Because you learn something from everyone. And all these small lessons change you, slowly, steadily, and make you a better, wiser person.“
(Und das habe ich jetzt frei aus meinem Gedächtnis rezitiert). Deshalb hoffe ich, dass ich doch ein bisschen mehr aus Australien mitgenommen habe als es auf den ersten Blick scheint und dass ich vielleicht doch ein bisschen weiser bin als vor sieben (mittlerweile eher acht) Monaten. Wer weiß? Mehr Gepäck hatte ich auf dem Rückflug aber auf jeden Fall dabei ;)